Glasklar: Der Kölner Stadtanzeiger

03 Sep

Bescheidenheit ist keine Zier, die dem Kölner Stadtanzeiger und der herausgebenden Familie zur Ehre gereicht, und das ist angesichts der publizistischen und sprachlichen Fertigkeiten, an denen das Blatt täglich scheitert, schon bemerkenswert. So liegt der heutigen Ausgabe eine Anzeigen-Sonderveröffentlichung bei, die in aller Bescheidenheit dem 10-jährigen Bestehen des neuen Firmensitzes in Köln-Niehl gewidmet ist.
Was sofort ins Auge springt, ist, dass in dem 24-seitigen Beiblatt nur 5 Fotografien von Mitgliedern der Herausgeber-Familie sind, was von so manchem regulären Lokalteil des Blattes locker getoppt wird. Ebenso augenfällig, dass man nichts unversucht lässt, einen, wenn auch sehr bemühten, Zusammenhang zwischen der gläsernen Architektur eines Bauwerks und einer vorgeblichen Transparenz im Redaktionsalltag zu konstruieren. In Stadtanzeiger-Prosa kling das dann so:

„Es ist hell hier. Eine Aussage, die in dieser Grundsätzlichkeit lange nicht für jedes Bürogebäude gültig ist. Im Neven Dumont Haus aber sind dunkle Büros Mangelware“.

Schön, dass man’s hell hat. Aber man würde der Zeitung auch helle Köpfe wünschen. Dunkelheit herrscht zwar nicht in den Büros, düster aber sieht’s aus mit der Beherrschung der deutschen Sprache. Wie sonst käme es zu Unglücksfällen wie dem folgenden:

„Interviewpartner aus der bunten Welt der Stars und Sternchen genießen die überall zu spürende Medienatmosphäre und den direkten Draht zu vielen Ansprechpartnern“.

Wenn Sternchen den Draht genießen, wünscht man ihnen, dass es sich nicht um Stacheldraht handle. Und wenn sie auf Draht sind, dann kommen sie ja vielleicht sogar in Joggingschuhen vorbei, denn:

„Einmal im Jahr ist das Neven Dumont Haus das Ziel besonderer sportlicher Leistungen. Wenn tausende Läufer des Köln Marathons am Haus vorbeieilen, dann wissen sie, dass sie hier besonders kräftig angefeuert werden“(.)

Wie jetzt? Ist das Neven Dumont Haus das „Ziel“ des Köln Marathons? Oder liegt es eher zufällig irgendwo neben der Strecke? Oder ist es einfach zum Laufen Gehen?

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Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter