Nun gut, Europa ist groß geworden, die Europäische Union hat eine schon fast unüberblickbare Zahl von Mitgliedern und überhaupt ist die Welt nicht erst seit Jürgen Habermas rechtschaffen unübersichtlich geworden. Es muss also nicht jedermann und jederfrau wissen, wieviele Mitgliedsstaaten die Europäische Union hat und womöglich, wie sie heißen. Aber muss es ein Zeitungsredakteur wissen? Schon eher, vor allem, wenn er über die Europäische Union und seine Mitgliedsstaaten schreibt. Nicht so beim Kölner Stadtanzeiger. Dort darf ein Beitrag auch so aussehen:
Im Kölner Stadtanzeiger dürfen in der einen Spalte eines Artikels die Länder Bulgarien und Rumänien (ganz nebenbei bemerkt: völlig zurecht) als Mitglieder der EU bezeichnet werden. In der anderen Spalte ebendesselben Artikels darf dann aber behauptet werden: “Der Beitritt Bulgariens und Rumäniens liegt auf Eis”. Der Stadtanzeiger-Redakteur hätte sich natürlich einfach hier, hier und geradewegs hier informieren können. Aber warum recherchieren, wenn man auch ohne das Unsinn schreiben kann. Dass hier scheinbar von der Nachrichtenagentur dpa abgeschrieben wurde, macht die Sache wie auch in einem anderen Fall nicht besser. Auch Abschreiben will eben gelernt sein: Von der Neuen Presse Coburg bis zur Grevener Zeitung hat man mehr Durchblick (oder mehr Talent beim Abschreiben von dpa-Meldungen) bewiesen: Es ging nämlich nicht um den Beitritt Rumäniens und Bulgariens zur EU, sondern um deren Mitgliedschaft in der “Schengen-Gruppe”, innerhalb derer Grenzkontrollen entfallen.