Früher kam es ja häufiger vor (der Kölner Stadtanzeiger würde natürlich schreiben: „öfter“), dass Staatsoberhäupter in ihrer Amtszeit Kinder bekamen bzw. gebären ließen. Da waren Amtszeiten aber auch Lebensstellungen und Eheschließungen Staatsaffairen. Die Schnelllebigkeit der modernen Mediokratie hat den meisten gewählten Oberhäuptern einen Strich durch die Geburtenstatistik gemacht: Wer regiert, gebiert nicht. An diese Regel hält sich auch der Kölner Stadtanzeiger. Da lässt der französische Staatspräsident ein Kind gebären, und da die kreißende Mutter ein ehemaliges Fotomodel ist, haben wir den äußerst seltenen Fall, dass die Affaire tatsächlich eine Staatsaffaire wurde, die es selbst in zweitklassigen Zeitungen auf Seite 2 schafft. Dort ist jedenfalls zu lesen:
Baby kommt, Vatzer rettet die Welt
Während Nicolas Sarkozy nach Frankfurt muss, gebärt seine Frau Tochter Daliah
Während Ehemann Nicolas Sarkozy Europa ins Chaos stürzt, tut Carla Bruni ebendieses mit der deutschen Sprache. Gebärt sie wirklich oder gebiert sie besser? Das Wort gebären ist ein sogenanntes starkes Verb, was sich am Vokalwechsel in den Vergangenheiten zeigt: So heißt das Präteritum „sie gebar“ (und nicht: gebärte) und das Perfekt anerkanntermaßen „geboren“ (und nicht: sie hat gebärt). Schockierend, aber wahr: Dennoch erlaubt der „Duden“ neuerdings, neben diesen richtigen Formen im Präsens auch die schwache Form „sie gebärt“ zu sagen. Was für ein Sprachgebaren! Aber was man so alles sagen darf, das darf man deswegen noch lange nicht schreiben. Und auch wenn man im Reden über Geburtsvorgänge schwach werden darf, sollte man beim Drucken einer Zeitung doch stark bleiben: Carla Bruni gebiert ihre Tochter Daliah. Wer das ein starkes Stück findet, der kann ja zur Gebärdensprache übergehen. Und der stolze Papá könnte der gebärfreudigen Frau Mamá zur Geburt der Tochter Daliah ein paar Dahlien schicken.
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»Die Alphabetisierung von Journalisten nimmt rapide ab,« stellte Frank Berberich fest.