Von wegen, Computer vernichten die Gutenberg-Galaxis! Bei Facebook outen sich Myriaden von Usern nicht als „Nerds“, sondern – als Leser. Das hat in einer netten Glosse für Zeit Online David Hugendick herausgefunden:
Zum Beispiel von Goethe. Der hätte das Soziale Netzwerk vermutlich gerne gemocht. Da hätte er mit Schiller fetzige Xenien auf Pinnwände gedichtet. 23.070 Nutzer sind auf Facebook Anhänger des Geheimrats. Schiller hingegen kommt auf nur 1368. Ach, du lieber Himmel! Hölderlin 1472, Kleist 951, Herder 46, Wieland: gar keine! Hat die Weimarer Klassik das Internet verpasst? Wie steht’s um Thomas Mann? Solide 10.502, immerhin. Hermann Hesse ist besser: 38.203. Bayern München hat weit weniger.
Und da wir schon vergleichen: Nietzsche (148.681) liegt vor Cioran (5425), Sartre (57.033) vor Camus (37.227), Astrid Lindgren (77.291) vor Joanne K. Rowling (30.374), Grass (1848) vor Böll (714), Böll aber vor Handke (324), Enzensberger (251) und Walser, den die Suchmaschine gar nicht findet. Ebenfalls weit abgeschlagen stahlgewittert Ernst Jünger vor 109 Fans. Der Facebook-Nutzer steht also Bullerbü näher als dem Krieg, und das ist – nicht nur für Buchhändler – eine gute Nachricht.
Literaturfans bei Facebook: Nietzsche schlägt Schiller | Kultur | ZEIT ONLINE