Medien in der Wüste

25 Sep

Wie verhalten sich eigentlich Medien, wenn sie in die Wüste geschickt werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich heute in der taz deren Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary. In dem Artikel „Entführte Medien“ greift er die Berichterstattung über die elf entführten Touristen in der ägyptischen Wüste an. Insbesondere beleuchtet er, wie Information durch Spekulation ersetzt wird und wie dies die Entführten selbst gefährdet.

„Direkt in die Verhandlungen greifen die Medien dann durch ihre Spekulationen über die Höhe des geforderten Lösegeldes ein. Für die Unterhändler ein wahrer Alptraum. Denn die in den deutschen Medien kolportierten Summen, finden sich am nächsten Tag auch in der arabischen Presse wieder und können ganz schnell für die Entführer zur Verhandlungsbasis werden. Nach dem Motto: die deutschen Medien schreiben fünf Millionen, also verlangen wir sieben.“

Was schreiben, wenn es nichts zu berichten gibt? Das ist das Grunddilemma der Medien. Auf der Suche nach „gefühlter Nähe“ zum Objekt der Begierde und der Berichterstattung treiben die Medien mitten im Wüstensand die seltsamsten Blüten. Die aktuelle Berichterstattung fand Gilf-El-Kebir statt. Dies ist aber einer der entlegenen Wüstensandstriche, buchstäblich: das Ende der Welt. Was also tun die westlichen Fernsehstationen?

„Aus unerfindlichen Gründen haben sich die Fernsehstationen in der südägyptischen Stadt Assuan aufgebaut. Sozusagen beim nächsten Wasserhahn des Geschehens. Mehr Informationen als in Kairo werden sie dort nicht bekommen. Die Stadt Assuan hat nichts mit der Geschichte der Entführung zu tun. Die Reisenden waren ganz woanders, in der Oase Dakhla zu ihrer Wüstentour aufgebrochen und selbst die verantwortliche Provinzverwaltung findet sich ganz woanders. Und die meisten Informationen zur Entführung gibt der Tourismusminister und der sitzt in Kairo. Aber es sieht einfach zu gut aus, wenn der Reporter mit dem Nil im Rücken für die Zuschauer im arabischen Kaffeesatz liest.“

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Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter