Jahrgang 61, Nr. 37: Merke man sich diese historische Angabe. Es ist die Erscheinungswoche jener Zeitung, deren Einstellung einige kluge CSU-Landesverbände zeitgleich gefordert haben. Dass das Zeitungssterben auch seine guten Seiten hat, ist ein Fixum, das auf diesen Seiten des öfteren schon Erwähnung fand, nie aber mehr, als dieser Woche, da der Exitus Abruptus jener Gazette in den Raum gestellt wird, die wahlweise als „schwarze Prawda“ oder „schwarze Pest“ bezeichnet wurde, des Bayernkuriers. Die inhaltliche Ausrichtung dieses Parteiblatts der sogenannten Christlich-Sozialen Union wird schon deutlich, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass das Blatt 1950 von Franz-Josef Strauß leibhaftig gegründet worden ist.
Das Siechtum des Bayernkuriers war inhaltlich schon immer virulent, prekär aber wurde es, als auch die Leserzahlen siechten. Die Münchner Abendzeitung stellt dazu fest:
Nur noch Männer über 60 Jahre, die auf dem Lande leben, blättern ihn jede Woche 30 Minuten durch. Das lässt sich die CSU richtig was kosten. Mit rund 1,2 Millionen Euro jährlich erhält sie ihr Parteiorgan, den „Bayernkurier“, mit seinen noch knapp 62000 Exemplaren am Leben. Ein dicker Brocken für eine Partei, die nach ihren Wahlverlusten kräftig sparen muss. Auch der „Bayernkurier“ ist in die Jahre gekommen. Am 3. Juni feierte er seinen 60. Geburtstag.
Nun hat gerade die herausgebende Partei als Großkoalitionär die Rente ab 67 beschlossen, aber in diesem speziellen Fall wollen wir mal ein Auge zudrücken und die in Unwürde ergraute Parteischmonzette auch vorzeitig in den unverdienten Ruhestand entlassen.
Bedenkend, dass auch das künftige Erscheinen des Rheinischen Merkur aus berufenem Munde in Frage gestellt wurde, nämlich von dem zum Kardinal berufenen und immer noch nicht von seinem Herrn abberufenen Kölner Erzbischof Joachim Meisner, ist die poblizistische Macht rechtsklerikaler Kreise doch deutlich im Schrumpfkurs begriffen. Jedoch, wessen ordnungspolitische Losung ausschließlich in einem „wer nicht hören kann, muss fühlen“ besteht, darf sich nicht wundern, wenn eine Leserschaft sich nicht mehr einfinden möchte, denn zwischen Hören und Fühlen hat das das Lesen offensichtlich keinen Platz. Einen Wermutstropfen gibt es doch: Der Rheinische Merkur soll nicht gänzlich gen Orkus wandeln, sondern künftig als Beilage der Wochenzeitung Die Zeit erscheinen. Sollte auch ich dann künftig mit den rechtskonservativen Auslegern mißbrauchsanfälliger Katholiken belästigt werden (der mir schon die „Chrismon“-Beilage gehörig auf die Nerven geht), werde ich mein Abo wohl endgültig kündigen müssen.