RTL-Dschungelcamp verführt Journalisten zu sprachlichen Höchstleistungen

15 Jan

Wikimedia: DschungelDer Inbegriff des Trash-TV, die RTL-Sendung “Ich bin ein Star, holt mich hier raus”, beschert nicht nur dem ausstrahlenden Sender Traumeinschaltquoten, sondern uns auch journalistische Glanzleistungen in der Kollateralberichterstattung. Von dem Kuchen, den die große Aufmerksamkeitswelle dem Fernsehsender beschert, möchten offenbar auch die schreibenden und druckenden Organe ihr Stückchen abhaben. Eine gegenseitige Befruchtung, die den beiläufigen Effekt hat, die Welle noch weiter zu verstärken. Aber nirgends wird elaborierter übers Müll-Fernsehen geschrieben als auf Spiegel Online mit einer täglichen (!) Kolumne zum Thema. Oberschichten-Jargon fürs Unterschichten-Fernsehen sozusagen:

So unverspachtelt sein Gesicht, so ruhig sein Gemüt. Ein schlichter Typ, der sich selbst genügt. Oder, wie er über sich selbst sagt: "Aílton isse Aílton". Vielleicht nervt’s irgendwann, aber noch klingt dieses Sprechen in der dritten Person unschuldig unbeholfen, also uneitel, das hat was. Seine ganze Physis bis hinauf zur hängenden Unterlippe verrät ein gewisses Phlegma. Es lässt sich die athletische Vergangenheit noch erkennen, die aufgeschwemmte Zukunft bereits erahnen.

Sonja Zieltow mag dazu eine "Dönerrolle am Spieß" einfallen, wir sehen einen Körper auf der Kippe. Und erleben die heitere Tragik eines Mannes, der das genau weiß und damit seinen Frieden gemacht hat.

Dschungelkönig des Tages: Ab auf die Matratze, Aílton – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Kultur

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Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter