Folgende Meldung aus dem Ressort Wissenschaft war heute morgen im Rundfunksender WDR 5 zu höre (wörtlich transkribiert):
Amerikanische Forscher haben einen erdnahen Planeten entdeckt, der vermutlich zu einem Drittel aus Düamant (sic!) besteht. Wie die Wissenschaftler der Universität Yale berichten, ist der Planet etwa doppelt so groß wie die Erde und rund 40 Lichtjahre entfernt. Seine chemische Zusammensetzung ist offenbar reich an Kohlenstoff, die Basis von Diamant. Die Oberfläche des Planeten ist wahrscheinlich mit Graphit und Diamant bedeckt und nicht mit Wasser und Granit.
An dieser Meldung ist so wenig richtig, dass man sie nicht mal mehr falsch nennen kann. Nähe ist natürlich ein relativer Begriff, aber einen Himmelskörper in 40 Lichtjahren Entfernung „erdnah“ zu nennen, ist dann doch verwegen. 40 Lichtjahre bedeutet, wenn man sich konstant mit 300.000 Meter in der Sekunde bewegt, würde man 40 Jahre benötigen, um dorthin zu gelangen. Umgerechnet auf die auf deutschen Autobahnen geltende Richtgeschwindigkeit von 130 km/h bräuchten wir demnach 332.308 Jahre, um mit dem PKW mal eben zu diesem „erdnahen“ Planeten zu düsen. Da ist die unterstellte Nähe von Plausibilität weit entfernt.
Auch die Angabe etwa „doppelt so groß“ ist in all ihrer Vagheit doch eher falsch als richtig. Der Planet 55 Cancri e (im Sternzeichen Krebs) hat zwar ungefähr den doppelten Radius, ist aber achtmal so schwer. Man könnte also mit ebenso gutem Recht 55 Cancri e als achtmal so groß wie die Erde bezeichnen.
Dass ein Reichtum an Kohlenstoff ein Hinweis auf Diamanten sei, ist wiederum weltraumabenteuerlich. Denn Kohlenstoffverbindungen sind die Basis von fast allem, vor allem von jeder organischen Materie, sprich: Leben. Ebensogut könnte man darum vom Vorhandensein von Kohlenstoff auf dem Exoplaneten auf die Anwesenheit von Erdmännchen schließen.
Dass Planet 55 Cancri e nicht mit Wasser bedeckt ist (wie vermutlich fast kein einziger Planet in den Weiten des Universums) ist auch nicht weiter verwunderlich: An seiner Oberfläche herrschen mehr als 2100 Grad Celsius.
Die Welle WDR 5 versteht sich innerhalb des Senderverbunds des Westdeutschen Rundfunks als besonders der Kultur verpflichtet. Und auch hier ist ihr ein echtes Kunststück geglückt: Eine Nachricht, die in jedem Satz mindestens einen Fehler enthält. Wirklich eine außerirdische Leistung! Das nennt man dann wohl Kulturabbau.