Karnevalssitzungen im Fernsehen
Die Kölner Karnevalsband „Bläck Fööss“ ist Legende. Jetzt hat Gründungsmitglied Erry Stoklosa bekannt gegeben, dass die Kapelle künftig in Fernsehsitzungen nicht mehr auftreten möchte. Die „Fööss“ waren nämlich mit der Präsentation ihres Auftritts in der ZDF-Mädchensitzung überhaupt nicht einverstanden.
Normalerweise treten Bands in Kölner Karnevalssitzungen für ca. 20 Minuten auf und können in dieser Zeit fünf bis sechs ihrer Lieder spielen. Da heizt man dann mit den eigenen Evergreens die Stimmung an, um dann das ein oder andere neukomponierte Stück unterzujubeln.
Das ZDF allerdings hatte pro Band nur ein einziges Lied übertragen. Im Falle der „Fööss“ war das eines der neuen Sessionslieder, die zum Zeitpunkt der Fernsehaufzeichnung niemand kannte. Der Fernsehzuschauer musste den Eindruck gewinnen, dass die Kultband „Bläck Fööss“ ein Stimmungsversenker ist.
Bemerkenswert ist die Begründung, die der Vizepräsident des Kölner Festkomitees gegeben hat:
„Es geht um Einschaltquoten. Untersuchen haben ergeben, dass bei Musikbeiträgen rund eine Million Zuschauer wegschalten. Die Sender würden am liebsten nur Redner zeigen“.
Die ZDF-Mädchensitzung hatte eine Einschaltquote von 14,5%. Das macht umgerechnet ca. 4,5 Millionen Zuschauer. Rechnet man das weiter, bedeutet das, dass schon beim Auftritt der fünften Karnevalskapelle die Zuschauerzahlen sich im Minusbereich bewegen. Oder anders ausgedrückt: Weniger Zuschauer als Einschalter. Oder auf kölsch: Dreimal Null ist Null bleev Null.
Bei normalen Karnevalssitzungen, die nicht im Fernsehen ausgestrahlt werden, ist es übrigens gerade umgekehrt: Da haben es die Redner sehr schwer, während das Publikum bei den Musikgigs richtig „abgeht“. Köln stellt halt alles auf den Kopp …