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Higgs und das „Gottverdammich-Teilchen“


05 Jul

Das CERN bei Genf, Foto: Florian Hirzinger

Wer in diesen Tagen in der Presserecherche bei Google News (oder anderen Pressediensten) das Wörtchen „Gottesteilchen“ eingibt, erhält über 13.000 Suchtreffer. Denn am europäischen Teilchenbeschleuniger CERN scheint eine wissenschaftliche Sensation geschehen und das bislang nur theoretisch postulierte sog. Higgs Boson nachgewiesen worden zu sein. Und dieses Elementarteilchen wird eben gerne auch als „Gottesteilchen“ bezeichnet.

Doch woher kommt diese Bezeichnung? Viele Physiker sind mit der Benennung gar nicht glücklich, weil ihrer Meinung nach Physik mit „Gott“ prinzipiell nichts zu tun hat. So schreibt Florian Freistetter  in seinem Scienceblog:

Damit das klar ist: Das Higgs-Boson hat nichts mit Gott zu tun. Es ist ein Elementarteilchen. Teilchenphysik hat nichts mit Gott zu tun. Kein Wissenschaftler nennt das Objekt „Gottesteilchen“. Der Begriff stammt vom Titel eines Buch des Nobelpreisträgers Leon Lederman, der über Teilchenphysik und das Higgs-Boson schrieb. (…) Der Titel „The God Particle“ wurde vom Verleger ausgewählt (Lederman hätte es lieber „The Goddamned Particle“ genannt).

Nun ist Leon Lederman allerdings auch nicht niemand, sondern ein sogar hochgeehrter Wissenschaftler und Nobelpreisträger. Dennoch sollten JournalistInnen sich seine Anregung vielleicht zu Herzen nehmen und künftig vom „Gottverdammich-Teilchen“ sprechen.

Hicks statt Higgs: Focus hat Physik-Schluckauf


04 Jul

Screenshot Focus Online

Am europäischen Teilchenbeschleuniger CERN in Genf stehen offenbar große Neuigkeiten unmittelbar vor ihrer Veröffentlichung: Der experimentelle Nachweis des sog. Higgs-Teilchens, das auch als „Gottesteilchen“ bezeichnet wird und bislang nur ein theoretisches Postulat war. Die Redaktion von Focus Online hat die Higgs-Mitteilung scheinbar so in Aufregung versetzt, dass sie selbst hicksen musste und einen Schluckauf bekam. In der wissenschaftlich nicht ganz haltbaren Fassung der Onlinejournalisten heißt es:

Die Entdeckung des Higgs-Bosons wäre „eine der größten Entdeckungen“ der Physik. Das Cern-Forschungszentrum hat kurz vor der Stellungnahme zu jenem Elementarteilchen versehentlich ein Video ins Netz gestellt. Es soll das Gottesteilchen zeigen.

Hier wurde offenbar die Papparazzi-Mentalität von Teilen des Journalismus auf die Teilchenphysik übertragen: Man muss nur lange genug auf der Lauer liegen, dann bekommt man auch sein Foto. Mit dem Gottesteilchen verhält es sich indes wie mit dem lieben Herrgott persönlich: Auf Foto wurde er bislang noch nicht gebannt, und das wird wohl auch in Zukunft nicht gelingen. Hicks statt Higgs.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter