Posts Tagged ‘Grammatik’

Shitstorm kostet Kölner Stadtanzeiger die deutsche Grammatik


22 Dez

Eine unbedachte Äußerung hat eine amerikanische PR-Beraterin jetzt den Job gekostet:

tweet_job1Dieser Tweet soll einen Shitsorm ausgelöst haben. Der Artikel des Kölner Stadtanzeigers darüber hat allerdings die deutsche Sprache die Grammatik gekostet:

Eine unbedachte Äußerung in Sozialen Netzwerken kann das Leben in einen Alptraum verwandeln. Das muss jetzt die US-amerikanische PR-Managerin Justine Sacco erfahren. Ihr rassistischer Tweet hat eine Welle der Empörung ausgelöst und ihr den Job gekostet.

Wenn man sich schon unbedingt gepflegt ausdrücken will, dann sollte man auch ein gepflegtes Verhältnis zur deutschen Sprache haben. Und die Frage, ob es sie etwas gekostet oder ob jemand an ihr gekostet oder was es eigentlich die Sprache kostet, ist ja auch journalistisch in diesem Zusammenhang nicht völlig irrelevant. Wenn diese Fragen geklärt wären, könnte man nämlich überhaupt erst anfangen, sich übers Wesentliche zu unterhalten: Warum geht der Kölner Stadtanzeiger eigentlich davon aus, dass die unverhohlen rassistische Äußerung „unbedacht“ gewesen sei? Warum nimmt man dort wie selbstverständlich an, dass blonde weiße PR-Beraterinnen nicht wüssten, was sie reden oder schreiben? Warum löst so etwas eigentlich niemals einen Shitstorm aus?

 

Das „in“-Problem


19 Okt

„In“ zu sein bedarf es wenig/denn wer „in“ ist, der ist König!

So könnte man in unseren „in“-Zeiten trällern. Alles ist „in“, vor allem natürlich der „Insider“. Aber auch die „Indoor“-Sportler, der Innen-Architekt oder das Inntal-Dreieck. Was allerdings nicht „in“, sondern vielmehr ziemlich „out“ ist, das ist „in“ + [Jahreszahl].

Eine Million Strafen in 2012 erwartet

Marktforscher rechnen mit erhöhtem Absatz in 2012

Rolling Stones verkünden Bühnen-Comeback in 2012

Auch wenn findige Sprachforscher Belegstellen deutscher Zunge aus beachtlich weit zurückliegenden Zeitaltern aufgespürt haben, ist doch festzuhalten, dass stets das falsch bleibt, was unnötig ist. Und im Deutschen reicht die Nennung der Jahreszahl ohne Präposition völlig aus. So sieht es im übrigen auch der Duden:

(nicht standardsprachlich; nach englischem Vorbild) in 2009

Besonders fatal wird die pathologische Lust, „in“ zu sein, wenn man den Fehler in Riesenlettern auf Werbeplakaten verbreitet, wie es die Kölner Filiale des ProMarkt getan hat:

Ganz schöne Outsider, diese Insider!

 

Sprache und Website-Optimierung


29 Mai

Liebe Website-Optimierer, SEO-Spezialisten und Computerfreaks!

Ich möchte doch einmal etwas loswerden: Ja, ich möchte natürlich eine optimale Website. Ich freue mich auch über viele Leserinnen und Leser. Und wenn ich bei etwaigen Google-Websuchen einmal im “Pagerank” weit nach oben gerutscht sein sollte, ist es vermutlich weder für die Fa. Google noch für mich von Schaden. Was ich allerdings nicht mehr möchte, ist, folgende E-Mails zu erhalten:

Hallo,
Ich werde diese Gelegenheit nutzen, um mich vorzustellen.
Mein Name ist Bettina K. ich arbeite als SEO Manager
für Besteweb….com
Ich mache eine Recherche für einen meiner Partner und dabei bin
ich auf haarkoetter.de gestoßen.
Ich habe einige interessante Vorschläge für Sieund ich möchte Ihnen
weitere Informationen darüber geben.
Als SEO-Experte betreue ich viele Qualität Websites, die zu Ihrer Seite passen
könnten und Ihrer Webseite zu höheren Rankings & Besucherzahlen zu verhelfen.
Wenn Sie daran interessiert sind, würde ich mich freuen, Ihnen
zusätzliche Informationen und alle erforderlichen Details zuzusenden.
Mit freundlichen Grüßen,

Nur ein kleiner Tipp zur echten Optimierung einer Website von dieser Stelle aus: Wirklich bahnbrechende Erfolge bei möglichen Verbesserungen von Veröffentlichungen aller Art (also auch im Internet) hat man, wenn man die Regeln der deutschen Sprache mit einem sinnvollen Einsatz von Satzzeichen und womöglich der ein oder anderen eleganten Formulierung paart. Nix für ungut.

IPhone-App: Für zum Vergessen


09 Nov

Im Bahnhofskiosk türmen sich ja die Zeitschriften, die sich mit IPhones, IPads und den dazugehörigen Apps beschäftigen. Offensichtlich lässt sich mit dem Thema kräftig Werbung verkaufen, sonst würden all diese Magazine, Sondermagazine und Extrahefte zu Sondermagazinen nicht wie pilzförmige Smartphones aus dem Bahnhofsbuchhandlungsboden schießen. Dass es sich bei solcherlei publizistischen Hervorbringungen nur schwerlich um journalistische handelt, fällt vor allem dann auf, wenn die Macher nicht plane Pressemitteilungen nachdrucken, sondern selbst, auf deutsch (!), formulieren müssen. Dies scheint dann doch eine Zumutung zu sein, wenn man sich folgenden Ausschnitt aus einer dieser „Mac/Iphone/IPad-Ich sag dir alles XL“ ansieht:

Ausschnitt aus Iphone-Zeitschrift

„Für zum einfügen“? Wer programmiert nur endlich eine Iphone-App, die uns solche Schnitzer erspart? Das ist doch wirklich für zum Abgewöhnen — mit großem „A“.

Grammatik ficht dpa nicht an


18 Jul

Die Nachrichtenagentur dpa ist ja in jüngerer Zeit des öfteren durch peinliche Pannen aufgefallen. Nicht nur inhaltlich, auch sprachlich langt dpa gerne daneben, wie in dieser aktuellen Meldung:

Berlin. Die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin fechtet die Aberkennung ihres Doktortitels an.

Wenn hier jemanden etwas nicht anficht, dann dpa die deutsche Grammatik. Die Geschichte der dpa-Irrtümer ist übrigens lang, wie dieser ältere Spiegel-Artikel zeigt. Allerdings: „Lustig“, wie dieser Online-Artikel bei n-tv.de nahelegt, sind diese Fehler nicht, bedenkend, dass über 95 Prozent der deutschen Tageszeitungen ihr Nachrichtenmaterial von dieser Agentur bezieht.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter