Posts Tagged ‘Hamburg’

Ein Hamburger für G20


10 Jul

Spiegel_HamburgerDa gibt es ja nun ein paar Kollegen, die das Spiegel-Titelbild vom vergangenen Samstag anlässlich der Ereignisse rund um den G20-Gipfel in Hamburg für nicht ganz adäquat hielten. Also, ich dagegen finde, dass es für einen ganz besonderen Sinn von Ironie spricht, ausgerechnet mit einem „Hamburger“ aufzumachen. Auch „Essen oder nicht essen?“ ist eine Schlagzeile, die kompositorisch ein verzückendes Duett mit den Themen des Gipfels einginge. Im übrigen: Wer hat sich eigentlich nicht über die laufenden Ereignisse bei SPIEGEL ONLINE kundig gemacht? Auch die Reportage gestern Abend in SPIEGEL.TV war ja durchaus nahe dran am Geschehen. Mal davon abgesehen, dass im Innenteil der Printausgabe ein Leitartikel und 12 Seiten mit Beiträgen sich mit G20 auseinandersetzen. Will also wirklich jemand behaupten, das Hamburger Nachrichtenmagazin habe sich nicht genug mit den Ereignissen in Hamburg auseinandergesetzt? Weil das Titelblatt nicht mundete?

Google betritt die reale Welt


13 Sep
Foto: Google

Foto: Google

Internetgigant Google verlässt die virtuelle Welt und landet in der Realität, oder jedenfalls auf einer realen Bühne. Diese steht in der Hamburger Filiale von Saturn. Dort wurde heute der erste Google Shop-in-Shop eröffnet:

Das Highlight ist die Liquid Galaxy, eine Google Earth Großbildleinwand, mit der Ihr virtuell rund um die Welt und zu vielen überraschenden Orten reisen könnt.

Vor allem wollen Google und Saturn aber natürlich verkaufen. Deswegen sind auf der 100 qm großen Ausstellungsfläche Chromebooks und Nexusgeräte zu sehen, die mit dem Google-Betriebssystem Android ausgestattet sind.

Wer Flashmob sät, wird Mob ernten


04 Jun

Unfälle begleiten das Leben, sind aber bislang hauptsächlich aus dem Straßenverkehr oder in Haushaltssituationen bekannt (NB: Dass die staatliche Finanzsituation als „Haushaltsunfall“ von wortspielaffinen Journalisten  bezeichnet würde, ist vermutlich nur eine Frage der Zeit). Jetzt gibt es „Unfälle“ auch im Web 2.0, was der Metapher von der Daten-Autobahn weiter Futter gibt: Vom „Facebook-Unfall“ ist die Rede, weil ein 15-jähriges Hamburger Mädel zum Geburtstag auf Facebook gleich die gesamte Netz-Community eingeladen hat. Verunfallt sei sie, weil es mutmaßlich unabsichtlich geschah. Der Unfall wird gleichzeitig auch als „Party“ bezeichnet, für manche aber auch für eine „Panne“ gehalten. 14.000 Facebook-Nutzer sollen sich nach Meinung einiger Journalisten für das Fest angemeldet haben, andere gehen von 15.000 Festgästen aus, oder waren es doch, wie das gleiche Blatt vermeldet, 16.ooo Leute? Oder unter Umständen, wie eine Zeitung der gleichen Verlagsgruppe meint, nur 7.000? Egal, gekommen sind dann jedenfalls hunderte. Oder eventuell auch tausend. Oder, wie ein Nachrichtensender weiß, 1.500 Geburtstagsgäste. Nein, pardon, es müssen 1.600 Gäste gewesen sein, verlautbart eine andere Zeitung. Die Party fand übrigens in Wahrheit gar nicht statt, da sie zuvor abgesagt worden ist, wie mancherorts zu lesen ist. Die dennoch kamen, taten es auf die prosaischste Weise: „Sie kamen mit Bussen und Bahnen, mit dem Auto und zu Fuß“, ist irgendwo zu lesen. Auch über den weiteren Verlauf der Festivität ist verschiedenes bekannt geworden: Einige melden, dass von den hundert bis 1.600 Gästen zuerst „friedlich gefeiert“ worden sei. Andere berichten, es „ging vor Thessas Haus ordentlich die Post ab“. Die F.A.Z. weiß von „Ausschreitungen“ und kolportiert: „Es flogen Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper. Partygäste nahmen Vorgärten auseinander, Zäune wurden niedergetrampelt“. Wurden nun „bengalische Feuer“ gezündet oder, wie das Hamburger Abendblatt weiß, „Steine und Böller“ geschmissen? Am Ende kam es gar, wie heute.at meldet, zu „Verwüstungen ihres Elternhauses“. Und auch Spiegel Online weiß zu berichten, dass es zu „Festnahmen und Verwüstungen rund um das Elternhaus“ gekommen sei, wobei noch zu klären wäre, ob es im Rahmen der „Festnahmen rund um das Elternhaus“ zu handschellenbewehrten Zwangsabführungen von Stiefmütterchen und Azaleen gekommen ist.

Der 16. Geburtstag: „Das war und ist traditionell ein wichtiges Datum im Leben eines Teenagers“, philosophiert das Hamburger Abendblatt und dichtet weiter: „Das Szenario ist fast so alt wie Facebook selbst: Ein angehendes Geburtstagskind plant eine Party …“ So alt wie Facebook selbst: Das sind dann ja schon stramme sechs Jahre, also beinahe biblisch.

Was immer sich dort in Hamburg ereignet haben mag: Zeitungsleser und Online-Newsportalleser werden es nie erfahren. Denn offenkundig war keiner derjenigen Journalisten, die darüber geschrieben haben, selbst vor Ort und hat sich ein Bild gemacht. Es ist eine Berichterstattung vom Hörensagen und vom Abschreiben, sie lebt von eigenem Dazutun, dichterischer Ausschmückung, Übertreibung und reicht bis zu grober Fälschung. Ein Unfall fürwahr, aber keiner auf Facebook, sondern einer im deutschen Blätterwald. Wer Flashmob sät, wird Mob ernten: Aber nicht den feiernden, sondern den schreibenden.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter