Eine Panne bei der Wahl zum „Fußballer des Jahres“ führte dazu, dass nur 2,5 % der stimmberechtigten Sportjournalisten für den Abstimmungssieger Bastian Schweinsteiger stimmten. Der Herausgeber des „Kicker“, der die Wahl veranstaltet, hat den Fehler bereits eingestanden. Ab dem kommenden Jahr könnten sich die Abstimmungsmodalitäten grundsätzlich ändern.
Jedes Jahr ruft das Sportmagazin Kicker zusammen mit dem Verband deutscher Sportjournalisten (VDS) unter Deutschlands Sportjournalisten zur Wahl des Fußballers des Jahres auf. Auch der Trainer des Jahres wird gewählt. Und die Fußballerin des Jahres auch. In diesem Jahr wurde vom Kicker zum besten Kicker des Jahres Bastian Schweinsteiger vom FC Bayern München gewählt. Der Geehrte zeigte sich sehr überrascht: „Das wunderte mich schon ein wenig. Denn es gab Phasen, in denen relativ kritisch über mich berichtet wurde“, zitierte das Sportblatt den Fußballer in der Vorankündigung am Sonntag.
In der gedruckten Ausgabe von Montag fehlt dieser Satz. Vielleicht mit gutem Grund, wie Focus Online nahelegt. Denn das Wahlergebnis ist alles andere als repräsentativ für die deutschen Sportjournalisten. Der VDS hat 3700 Mitglieder. Aber nur 2,5 Prozent dieser Journalisten haben für Schweinsteiger gestimmt, in Zahlen 95 Stimmberechtigte. Noch nie wurde der Ehrentitel Fußballer des Jahres von weniger Sportjournalisten vergeben, wie Focus Online vorrechnet:
Noch nie wurde ein Spieler mit engerem Ergebnis zum „Fußballer des Jahres“ gewählt, Schweinsteiger hatte mit 92 Stimmen nur fünf Vorsprung vor Teamkollege Franck Ribéry und sieben vor Thomas Müller. Und schon lange haben sich nicht mehr weniger Sportjournalisten bei der vom „Kicker“ organisierten Wahl beteiligt: In diesem Jahr waren es 527. Das ist gerade mal jeder siebte (14,2 Prozent) der rund 3700 im Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) organisierten Pressevertreter – über 37 Prozent weniger als 2012 (846) und 46 Prozent weniger als 2011 (969). Das heißt auch: Nicht mal 2,5 Prozent der VDS-Mitglieder wählten Schweinsteiger.
Schweinsteigers Wahl war also eigentlich Glückssache. „Schweinsteiger nur Zufalls-Sieger“, titelt bereits die Münchner Abendzeitung. Josef Hackforth, der ehemalige Leiter des Lehrstuhls für Sport, Medien und Kommunikation an der Technischen Universität München und Leiter des Audi-Instituts für Sportkommunikation, hält das Wahlergebnis jedenfalls für zufällig oder beliebig, wie er Focus Online erklärt:
„Wenn der ,Kicker‘ keine Angaben darüber macht, ob an seiner Befragung ein repräsentativer Querschnitt aller Sportjournalisten teilgenommen hat, könnte man von einem willkürlichen Wahlergebnis ausgehen.“
Der Herausgeber des in Nürnberg erscheinenden Kicker gibt eine Panne bei der Abstimmung zu. Beim Versand der Abstimmungsunterlagen an die VDS-Mitglieder seien Daten durcheinander gekommen, sodass die meisten Briefe nicht angekommen seien. Aber nicht nur deswegen überlegt der Verleger, künftig die Abstimmungsmodalitäten komplett zu ändern. Die jedes Jahr zurückgehenden Zahlen der Abstimmungsteilnehmer spräche nicht für ein großes Interesse der Sportjournalisten an der Wahl. Eine User-Befragung steht allerdings nicht zur Diskussion. Stattdessen überlegt der Kicker, der die Abstimmung seit 1960 organisiert, künftig aktive Sportler zu befragen.