Für die geplante Dokumentation des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) über die Diskussion um Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ wird es keinen „Oscar“ geben. Und das hat einen ganz einfachen Grund: Der rbb hat die Produktion abgeblasen. Ursprünglich war die Produktionsfirma „Lona Media“ damit beauftragt, die Folgen der Publikation in einem 455-minütigen Film darzustellen. Die Co-Autorin, Güner Balci, hat allerdings in der Zwischenzeit mit einem anderen Stückchen Fernsehjournalismus auf sich aufmerksam gemacht: Für die ZDF-Kultursendung „aspekte“ zog sie mit eben dem Buch-Autor und Ex-SPD-Politiker Sarrazin durch das Ausländerviertel Berlin-Kreuzberg, wo Sarrazin ein Döner Kebap verweigert wurde. Dies war sogar der Bildzeitung eine Schlagzeile wert: „Sarrazin von Türken aus Lokal verjagt“. rbb-Sprecher Justus Demme: „Mit der Ausstrahlung des ZDF-Stücks war der Stoff für uns verbrannt“. ‚Verbrannt‘ kann in diesem Zusammenhang als passende Metapher angesehen werden.
Räuberpistole in Hollywood-Manier
Was dann weiters geschah, war allerdings schon hollywoodesk: Die Produktionsfirma wollte sich den, womöglich lukrativen, Auftrag nicht entwischen lassen. Sie zog Balci von dem Projekt ab. Da die Autorin in dem bereits produzierten Material allerdings häufig im Bild auftauchte, mussten einige Einstellungen neu gedreht werden. Unter anderem ein Inteview mit FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher. Der stellt die erneute Kontaktaufnahme in seiner Zeitung so dar: „Es sei eine Katastrophe passiert. In der Firma sei eingebrochen worden, die Sarrazin-Bänder alle gestohlen“. Dies stellte sich aber ziemlich schnell als Notlüge heraus. „Lona Media“-Geschäftsführerin Nicola Graef wollte sich zu der Geschichte nicht äußern.