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Österreich: Fake News im Wahlkampf


10 Okt
SPÖ-Wahlplakat

SPÖ-Wahlplakat (Foto: SPÖ/Astrid Knie cc)

Fake News sind ja irgendwie gerade ein Modewort mit etwas unscharfen Begriffsrändern. Es handelt sich dabei um bewusste Falschmeldungen, die teils scherzhaft, teils aber auch zur Verfolgung einer klaren Agenda insbesondere über Social Media verbreitet werden.

Nun haben Fake News dem österreichischen Wahlkampf einen ganz neuen Spin gegeben. Hier sind es die großen Parteien, die zur Nationalratswahl antreten, selbst, die sich mit Fake News, gefaketen Internetprofilen und gefälschten Studien gegenseitig überziehen. Der Skandal ist so groß, dass die Süddeutsche Zeitung schreibt: „Die politische Kultur in Wien sinkt wenige Tage vor der Parlamentswahl auf ungeahnte Tiefen“.

Zwei gefälschte Facebook-Seiten stehen im Zentrum des Konflikts. Die eine heißt „Wir für Sebastian Kurz“ und spiegelt vor, eine Fanseite des Kanzlerkandidaten der konservativen  ÖVP Sebastian Kurz zu sein. Diese Seite tat sich besonders damit hervor, rechtspopulistische Töne anzuschlagen und so zu tun, als stünde die ÖVP und ihr jugendlich wirkender Kandidat auf der ganz rechten Seite des politischen Spektrums. Die andere Facebook-Seite trug den Titel „Die Wahrheit über Sebastian Kurz“ und verbreitete Fake News mit rassistischem und antisemitischem G’schmäckle.

Hinter beiden Seiten aber stand nach Recherchen der österreichischen Tageszeitung Die Presse der  von der SPÖ angeheuerte israelische Wahlkampfberater Tal Silberstein. Mit beiden Seiten sollten entweder zur politischen Mitte oder eben auch zu rechtspopulistischen Ansichten neigende Wähler von einer Wahl von Kunz abgeschreckt werden. Es soll dafür sogar eine Kommunikations-Task-Force gegeben haben, die mit 500.000 Euro üppig ausgestattet war. Aufgeflogen ist der Casus, weil Silberstein im August in Israel wegen Korruptionsverdacht inhaftiert worden ist.

Gefakete Facebook-Seite

Gefakete Facebook-Seite

Aber nicht die SPÖ arbeitet mit, wie Die Presse es nennt, „Schmutzkübel-Kampagnen“ und lässt damit die Wahlchancen des amtierenden SPÖ-Kanzlers Kern ins Bodenlose sinken. Auch die ÖVP von Sebastian Kurz ist sich für „dirty campaigning“ nicht zu schade und arbeitet im Wahlkampf mit Fake-News. Eine Studie über „Islamkindergärten“ soll von Beamten des österreichischen Außenministeriums, dem Sebastian Kurz als Minister vorsteht, so frisiert worden sein, dass ihre Aussage in Teilen ins Gegenteil verkehrt wurde. Die Wiener Wochenzeitung Falter spricht von „Kurz-Leaks“ und einem „Frisier-Salon Kurz“.

Nachbetrachtung zur Wahlberichterstattung


09 Okt
Wahlplakat der SPD 1949 (Quelle: Wikimedia)

Wahlplakat der SPD 1949 (Quelle: Wikimedia)

Bundestagswahl und der entsprechende Wahlkampf sind vorbei, auch wenn man bei der aktuellen Presse-Analyse noch nicht so recht den Eindruck hat.  Was gab es Neues? Wie hat sich der Wahlkampf 2013 von den vorherigen unterschieden? Am Online-Wahlkampf jedenfalls hat es nicht gelegen. Denn der ist vor allem eines, nämlich wirkungslos – auch wenn die Netzbeauftragten der politischen Parteien anderes behaupten. Es gibt keine wissenschaftliche Studie, die einen positiven Einfluss politischer Internet-Aktivitäten auf die Wahlentscheidung nahelegt. Fast sogar im Gegenteil: Beispielsweise im kommunalen Bereich können Onlineaktivitäten sogar hinderlich sein, gefragt sind persönliche Ansprache und das „Kümmern“ um die Belange der WählerInnen. ich habe zu dem Thema einen Gastbeitrag in der Zeitschrift „Disput“ veröffentlicht. Der Artikel kann hier als pdf runtergeladen werden:

„Disput“: Wahlkampf und Kommunikation (pdf)

Eines war doch irgendwie neu, obwohl es andererseits eigentlich ein alter Hut in neuem Gewand ist: Der Haustürwahlkampf. „Canvassing“ ist das Zeitgeist-Wort dafür. Vertreter insbesonderer der SPD und der Grünen sind in Kern-Wahlbezirken buchstäblich von Haustür zu Haustür marschiert und haben politische Überzeugungsarbeit geleistet. die KollegInnen von Politik-Digital sind mitmarschiert und haben eine sehr lesenswerte Reportage darüber geschrieben.

 

Wahlwerbung: F.D.P. und NPD sind derselbe Quark


27 Aug

FDP_NPD_QuarkIn Wahlkampfzeiten werden aus Medienpolitikern Medienproduzenten. Aufpassen sollten die parteilichen Wahlkämpfer aber, wenn sie sich allzu leichtfertig aus Stockmaterial bedienen. Eine Sequenz aus einer finnischen Quark-Werbung ist identisch auch in den Wahlkampfspots der F.D.P. und der NDP zu sehen. Was sagt das wohl über die in diesen Spots ausgedrückte Programmatik der betreffenden politischen Parteien aus? Vermutlich nicht viel. Außer vielleicht, dass es um Programmatik in  solchen Spots nicht geht. Das ist noch keine sehr originelle Einsicht. Aber die Beliebigkeit der Bilder und die Beliebigkeit der Inhalte in diesen Spots wird doch durch diesen Streich recht augenfällig. Was damit sehr wohl ausgedrückt wird, ist: Diese Parteien haben keine eigene Vision, sprich: kein eigenes Bild ihrer Politik zur Verfügung. Wähler, die nach dem Urnengang mehr als nur Quark erwarten, werden sich dann sehr wundern.

Man muss sich die Spots übrigens nicht bis zu den genannten Frames angucken. Das hat freundlicherweise Markus Beckedahl von netzpolitik.org schon übernommen und für die Authentizität gebürgt.

Nachtrag 17.17 Uhr: Erstausstrahlung des FDP-Spots ist morgen, Mittwoch, um 17:55 Uhr im ZDF. Der FDP ist das Malheur mittlerweile sehr peinlich. Bis zur Erstausstrahlung morgen schaffe man es aber nicht mehr, die Videobilder auszutauschen.

Anti-Medien-Blog

Die journalistische Notfallpraxis im Web von Hektor Haarkötter