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ZDF: „Einmal an die Moppel und zweimal an den Arsch“


16 Okt

Die Qualitätsjournalisten des ZDF (Foto: ZDF)

Als öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt wird das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) für exemplarisch gehalten, was die Anforderungen des Qualitätsjournalismus angeht: Kritische Fragen, intelligente Dialoge, Aufklärungsarbeit at its best — das ist es, was man von einem gebührenfinanzierten öffentlichen Sender erwarten darf. Spiegel Online hat nun dankenswerterweise dokumentiert, wie Dialoge im Zweiten Deutschen Fernsehen, hier im Spartenkanal ZDF neo, sich anhören. Das männliche Moderatorenpaar der Sendung „NeoParadise“ ist unterwegs auf der Internationalen Funkausstellung, aber nicht etwa, um die Innovationen der Medientechnik darzustellen, sondern um sich gegenseitig „Mutproben“ zu stellen. Und das klingt dann so:

Heufer-Umlauf: „Verwickel sie in ein Gespräch, fass sie einmal an die Moppel und zweimal an den Arsch.“
Winterscheidt (sich wegdrehend): „Nein, nein!“
Heufer-Umlauf: „Viel Spaß!“
Winterscheidt: „Das kann ich nicht, wirklich nicht, das geht nicht.“
(Dramatische Musik)
Heufer-Umlauf: „Wie, da ist sie doch…“
Winterscheidt: „Ja, aber…“
Heufer-Umlauf: „Nenenenene, komm. Kannst ja auch sagen: Nein. Dann hast du halt verloren.“
Winterscheidt (entschieden): „Ich mach das jetzt ganz kurz und schmerzlos, ich habe keinen Bock auf große Gespräche.“
Heufer-Umlauf: „Ja, dann hau rein, du. Wenn du nicht auf Vorspiel stehst, mir egal.“
Winterscheidt (nähert sich der Hostess): „Hallo! Das wird jetzt so wahnsinnig unangenehm für beide von uns, ne? Aber es hilft nichts.“
Heufer-Umlauf: „Der Grabscher, ne?“
Winterscheidt: „Hast du diese Sendung gesehen, wo ich in Mexiko gekämpft habe?“
Hostess: „Nee, leider nicht.“
Winterscheidt: „Das war total blöd, weil ich musste da mit ’ner Lucha Libre kämpfen, aber ich musste nicht nur mit ihr kämpfen, sondern ich musste auch noch so und so machen.“
(Bei „So“ und „So“ berührt Winterscheidt die Hostess, dazu werden Hup-Geräusche eingespielt. Dann wird die Szene in Zeitlupe wiederholt.)
Winterscheidt: „Tschüs, tut mir wahnsinnig leid.“
(Winterscheidt verlässt die Szenerie, die Hostess lächelt leicht peinlich berührt.)
Heufer-Umlauf: „Ekelhaft! Der sympathische Biertrinker Winterscheidt!“
Winterscheidt: „Du bist so ein blödes Arschloch, echt!“

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz als Infotainment-Element einer öffentlich-rechtlichen Fernsehsendung? Der Dialog ist noch nicht vorbei. Am Ende der Sequenz macht sich das Moderatorenduo noch lustig über das Opfer dieses „Scherzes“ und damit, wie Spiegel Online impliziert, „über alle Opfer von Übergriffen“:

„Der war das auch so unangenehm, die stand da wirklich und hat sich so richtig entwürdigt gefühlt. Die fährt jetzt gleich nach Hause und dann wird sie schön heulen unter der Dusche. Die steht jetzt sechs Stunden lang unter der Dusche.“

Zum Heulen könnte man allerdings nennen, wie sich das ZDF hier präsentiert. Es kommt einem beinahe schal vor, hier mit Vokabeln wie Kulturverlust, Werteverfall oder Anstandsverlust zu argumentieren. Aber drunter geht es irgendwie auch nicht. Aber noch katastrophaler als dieser jedes Herrenwitzniveau spielend unterschreitende Dialog sind die Redaktionen der Moderatoren und ihres Arbeitgebers. Moderator Klaas Heufer-Umlauf entschuldigt sich lapidar via Twitter. Und die Pressestelle des ZDF veröffentlicht eine an mangelnder Einsichtsfähigkeit kaum zu unterbietende Stellungnahme:

„Die Messehostess wurde von Herrn Winterscheidt nicht angefasst. Die Szene wurde mit ihrem Einverständnis gesendet“.

Wer so argumentiert, hat nun wirklich gar nichts verstanden. Wie schrieb Karl Kraus: „Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken“.

 

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