Wenn in Frankfurt am Main zum Weltfest des gedruckten Worts, der Buchmesse, geblasen wird, dann bleibt es nicht aus, dass auch die Kollegen der Feuilletons anreisen und mit all ihrem Sprachvermögen ins literarische Horn tröten. Das Sprachvermögen ist allerdings häufig nicht sehr ausgeprägt und klingt, zum Beispiel im Fall der Welt am Sonntag vom 12. Oktober 2008, so:
„Bei Suhrkamp, wo Julia Zanges Roman herauskommt, erscheint so ein weiteres Mal als ein Verlagshaus, das sich auf geradezu liebenswert traditionelle Weise den Avantgardebegriffen der besten Tage des verstorbenen Siegfried Unseld verpflichtet fühlt“.
Nichts verstanden? Macht nichts, ich auch nicht. Wo Verstorbene beste Tage haben und wo man sich des Genitivs so verpflichtet fühlt und wo man die Sprache so in die Zange nimmt und wo das Wörtchen „wo“ als Relativpronomen noch ernst genommen wird, da sieht selbst die Sprachavantgarde irgendwie retro aus. Aber das macht vermutlich auch nichts.