Gerade finden die Tarifverhandlungen für die 14.000 Journalisten an Tageszeitungen statt. In München hat deshalb der Bayerische Journalistenverband (BJV) zu Streik und Demonstration aufgerufen. Was es bedeutet, wenn die Profis der deutschen Sprachbeherrschung in den Ausstand treten, machen sie äußerlich deutlich durch den Sprachgebrauch auf ihrem Transparent:
Offenbar streiken nicht nur die Journalisten, sondern auch die deutsche Rechtschreibung. Das Wort “selig” schreibt sich nämlich mit einem “e” und nicht mit zwei “ee”. Und das hat einen einfachen Grund: Es hat nichts mit der “Seele” zu tun, wie man nachlesen kann:
Auch wenn es naheliegend erscheint: Das Wort selig leitet sich nicht von „Seele“ ab, sondern geht auf ahd. „sälig“ = „gut, glücklich; gesegnet; heilsam“ zurück.
Da haben es uns die bayerischen Journalisten aber gezeigt!
Nachtrag (17:40 Uhr): Ein Kommentator weist darauf hin, dass bei der Demonstration auch Transparente mit der Aufschrift
one Kwallidät kets pergap
https://twitter.com/BJVde/status/412972717713805312
zu sehen waren. Ich möchte hier den bayerischen JournalistInnen übrigens nicht unterstellen, der bayerischen, äh: deutschen Rechtschreibung nicht mächtig zu sein — oder jedenfalls nicht allen gleichermaßen. Mir ging’s eher darum, dass mir solche Wortspielchen ein bisschen zu plakativ sind. Naja, war ja auch auf einem Plakat, zugegeben. Also haben wir es uns jetzt hoffentlich alle allen gegenseitig gezeigt.
Da haben Sie es dem Bayerischen Journalisten-Verband aber mal ordentlich gezeigt, mögen Sie sich nach dem Absenden dieses Beitrags gedacht haben. Je nun, ich will die Ihnen unterstellte Freude nur ungern trüben, aber zwei Dinge sollte man doch erwähnen.
Vielleicht hätten Sie vorher mal (besser) recherchieren sollen, was es mit diesem Gag auf sich hatte: https://twitter.com/BJVde/status/412972717713805312 (Zugegeben, als freier Mitarbeiter des BJV bin ich auch nicht begeistert davon, aber sei’s drum.) Das ist in diesem Fall verzeihlich.
Unverzeihlich ist allerdings die Verwendung des Bildes: Haben Sie – als Autor und Journalist, Filmemacher und Hochschullehrer – schon mal etwas vom Urheberrecht gehört und welche rechtlichen und ökonomischen Folgen die mißbräuchliche Nutzung eines Bildes haben kann? Kennen Sie vielleicht die Aktion „Fotografen haben Namen“?
Also bessern Sie doch bitte nach.
Hallo, Herr Mrazek. Ich muss Ihnen, was das Bild angeht, bedingt recht geben. Ich hätte hier in diesem Fall mal das Zitatrecht angenommen, immerhin handelt es sich um ein Bild, das der BJV selbst publiziert. Aber um hier keine Zweifel aufkommen zu lassen, habe ich das Bild rausgenommen und werde beim BJV um die Verwendung nachfragen. Übrigens werden Sie in meinem Blog sonst kein Bild finden, bei dem nicht die Rechte geklärt wären und in der Regel, soweit bekannt, auch der Fotograf/die Fotografin genannt wird. Da ich selbst fotografiere und filme, ist mir dies in der Tat wichtig. Nix für ungut und danke für den Hinweis.