An eines soll in dieser von Mauerfall- und Wiedervereinigungs-Nostalgie schwärmenden Woche doch Erwähnung finden, dass nämlich der Fall der Berliner Mauer mediale Wurzeln hatte. Er beruhte auf einer „Ente“, die die ARD-Tagesthemen am Abend des 9. November 1989 verbreitete.
Nach der legendären Pressekonferenz des SED-Politbüro-Mitglieds Günter Schabowski, in der der Funktionär stotternd und verquast die neuen Reisebestimmungen der DDR verkündete, verkündete Hanns-Joachim Friedrichs um 22:30 Uhr in den Tagesthemen: „Die Tore der Mauer stehen weit offen“. Da standen tausende von Ostberlinern allerdings in Wahrheit noch vor geschlossenen Grenzübergängen.
Als die Tagesthemen live nach Berlin schalten, steht denn auch ihr Reporter vor verschlossenen Toren. Aber, wie der Spiegel in seinem Titelthema der vergangenen Woche schrieb, „die Worte des Moderators sind stärker als die Bilder“. Nach der fälschlichen Verkündung der Maueröffnung ziehen weitere zehntausend Ost- und Westberliner zur Mauer. Der Druck auf die Grenztruppen und die Verantwortlichen wird so groß, dass sie schließlich, entgegen der ursprünglichen Absicht, wirklich noch in der Nacht die Grenzübergänge öffnen.
In ihrem aktuellen Beitrag „Spurensuche nach der Berliner Mauer“ werden diese medialen Begleitumstände von den Tagesthemen nicht erwähnt. Vielleicht schämt man sich ein bisschen, eine Falschmeldung zu feiern?